Ich habe in meiner Arbeit als Kosmetikerin schon so viele Gesichter gesehen – und jedes erzählt seine eigene Geschichte.
Wenn wir bei Hautproblemen die Haut wirklich unterstützen wollen, müssen wir sie zunächst beobachten, einordnen und analysieren. Dies ist für die Betroffenen oft gar nicht so einfach, weil es durch die eigene Hautempfindung sehr häufig zu einer trügerischen, falschen Einschätzung des eigenen Hautzustands kommt. Aus dieser Fehleinschätzung resultieren dann Pflegefehler, die die Haut immer mehr aus der Balance bringen können - sie reagiert empfindlich, spannt, juckt und zeigt Rötungen, "Pickel" oder andere Hautunreinheiten.
Die Hautanalyse ist das Fundament jeder guten Hautpflegeberatung.
Spannend ist: Dieses Prinzip ist gar nicht so neu. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte Helena Rubinstein, eine der bekanntesten Pionierinnen der Kosmetik, ein System, das uns bis heute begleitet.
"It appears most convenient to begin with the simple division of the human skin into two classes, the dry, and the greasy or moist."
(Helena Rubinstein, c.1908,
"Beauty in the making" [Booklet]
Um ihre Kundinnen gezielter beraten zu können, führte Rubinstein schon um 1908–1910 eine Einteilung der Hauttypen ein. Sie sprach damals von trocken, fettig und feucht – eine einfache, aber sehr wirkungsvolle Klassifizierung, die ihren Kundinnen half, die richtige Pflege zu finden.
In den 1920er Jahren ergänzte sie ihr System um die Mischhaut, weil sie bemerkte, dass viele Menschen sowohl ölige als auch trockene Partien im Gesicht hatten. Damit machte sie einen wichtigen Schritt, die Vielfalt der Hautzustände genauer zu erfassen (cosmeticsandskin.com).
Nach dem Zweiten Weltkrieg differenzierte Rubinstein ihr Konzept noch weiter und führte zusätzliche Kategorien ein: jugendliche Haut (zu Unreinheiten neigend), reife Haut und sensitive Haut. Für jede dieser Gruppen entwickelte sie spezielle Pflegeprogramme und sogar Tages- und Nachtpflegerituale (cosmeticsandskin.com).
Damit war sie ihrer Zeit weit voraus – und legte den Grundstein für eine individualisierte Hautpflege, wie wir sie heute kennen.
Auch wenn Rubinsteins System über 100 Jahre alt ist, orientieren wir uns in der Kosmetik im Wesentlichen immer noch daran. Die Einteilung in normal, trocken, fettig, Mischhaut, empfindlich oder reif ist bis heute die Basis jeder Hautanalyse –
ob im Kosmetik-Institut oder im Drogeriemarkt.
Der große Wert dieser Klassifizierung liegt darin, dass sie uns hilft, Pflegeempfehlungen zu strukturieren. Wer einmal verstanden hat, ob die Haut eher fettarm oder fettig ist, kann gezielter zu den passenden Produkten greifen.
Aber Rubinsteins System hat aus heutiger Sicht einige Lücken.
Allerdings hat sich unser Wissen über Haut in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt. Einige Punkte des ursprünglichen Systems stoßen an ihre Grenzen:
Fettige Haut ist nicht immer gleich.
Manche Haut produziert viel öliges Sebum und zeigt starken Fettglanz.
Andere produziert eher festen Talg, neigt zu Unreinheiten und gleichzeitig feuchtigkeitsarm und empfindlich.
Hier reicht die viel zu allgemeine Einordnung „fettig“ nicht aus.
Trocken ist nicht gleich trocken.
Der Begriff "trocken" wird umgangssprachlich benutzt, wenn die Haut ein Spannungsgefühl, also einen Feuchtigkeitsmangel, aufweist. Dies kann aber auch bei einer fettigen Haut der Fall sein.
Deshalb ist es aus meiner Sicht extrem wichtig, hier mit klar definierten Begriffen zu arbeiten und nur die fettarme Haut als trocken zu bezeichnen.
Mischhaut ist keine Mischung zwischen fettiger und trockener Haut.
Viele Menschen bleiben ihr Leben lang Mischhauttypen, und es ist wichtig, diese nicht als „vorübergehenden Zustand“ zu betrachten, sondern differenziert zu pflegen.
Diese feinen Unterschiede sind entscheidend, wenn man Pflegefehler vermeiden will –
und genau hier zeigt sich, warum eine gute Hautanalyse so wichtig ist.
Die untere Abbildung macht diese feinen Unterschiede deutlich:
Beide Nasen sind schuppig und fühlen sich "trocken" an.
Aber: die Nase links auf dem Bild ist eine fettige-feuchtigkeitsarme Haut (Seborrhoe sicca), und das rechte Bild zeigt eine trockene Haut (Sebostase).
Diese beiden Nasen haben völlig unterschiedliche Pflegebedürfnisse!
Lies hierzu gerne meinen Blog-Artikel:
➡️ Trockene Haut oder doch nicht? Warum Schuppen oft in die Irre führen
Ich finde es faszinierend, wie Helena Rubinstein schon vor über 100 Jahren die Grundlagen gelegt hat, die wir bis heute nutzen. Gleichzeitig sehe ich es als meine Aufgabe, diese Grundlagen weiterzuführen und mit dem aktuellen Wissen zu verfeinern.
Wenn ich die Haut analysiere, achte ich in erster Linie darauf: Wie aktiv sind die Talgdrüsen? Wie ist das Sebum beschaffen? Kann die Haut sich aus eigener Kraft gut schützen? Odr ist sie durchlässiger als sie sein sollte? Gibt es Anzeichen für eine Störung der Hautbarriere?
Erst wenn wir diese Fragen beantworten, können wir wirklich gezielt beraten –
und das ist es, was mich an meiner Arbeit begeistert.
Die Hautanalyse ist mehr als nur ein erster Schritt – sie ist das Fundament jeder nachhaltigen Hautpflege. Helena Rubinstein hat mit ihrer Einteilung der Hauttypen einen Meilenstein gesetzt, der uns noch immer Orientierung gibt.
Doch unsere Aufgabe heute ist es, dieses Wissen mit modernen Erkenntnissen zu verbinden. Denn nur so können wir die Haut in ihrer ganzen Einzigartigkeit verstehen – und Frauen (und Männer) wirklich dabei unterstützen, sich in ihrer Haut wieder wohlzufühlen.
👉 In meinem nächsten Artikel gehe ich tiefer darauf ein, warum ich vor allem die Talgdrüsenaktivität beurteile und warum gerade die „fettige Haut“ oft missverstanden wird – und wie du sie richtig pflegen kannst.
Über mich
Hallo, ich bin Tanja,
Kosmetikerin und Lehrerin an einer Kosmetikschule.
Meine Leidenschaft?
Frauen wie dich dabei zu begleiten, ihre Haut wirklich zu verstehen – und nicht länger gegen sie zu kämpfen.
Denn Hautprobleme sind oft mehr als nur ein oberflächliches Thema. Sie sind ein Ausdruck innerer Ungleichgewichte – körperlich, seelisch, manchmal auch hormonell oder stressbedingt.
Hier auf meinem Blog bekommst du fundiertes Wissen, ganzheitliche Impulse und wertvolle Aha-Momente rund um das, was deine Haut wirklich braucht.
Ich teile mit dir Erkenntnisse aus meiner mehr als 30jährigen Berufspraxis und aktuelle wissenschaftliche Hintergründe.
Mein Wunsch ist, dass du dich nicht nur in deiner Haut wieder wohlfühlst – sondern dich kraftvoll, gesund und selbstsicher zeigen kannst.
Denn deine Haut kann ein Spiegel deiner Stärke und deines inneren Strahlens werden🤍.
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